Korken, Kapseln und Flaschen……

Immer wieder in meinem Winzerleben habe ich mein eigenes Tun kritisch betrachtet und versucht, die Dinge zu verbessern. Dabei stellt man manchmal schmunzelnd fest, dass vieles was man in der Vergangenheit bewußt oder unbewußt getan hat, gar nicht so grundverkehrt war.

 

Bei uns im Hause wurden Weinflaschen schon seit den Tagen meines Großvaters zurückgenommen und gespült, und natürlich wieder mit Wein gefüllt. Nicht immer angenehm. Schmutzige Flaschen bei der Lieferung ins Auto schleppen und zu Hause wieder ausladen. Nach Farbe und Größe sortieren, die Kapseln abkratzen. Schließlich spülen, ein nasser und mitunter auch kalter Job, den man aber von Jugend auf kennt und macht.

 

Die Idee der Mehrwegflasche ist ein ganz alter Hut, den der damalige „Umweltminister“ Töpfer der Weinbranche im Jahr 1987 aufsetzen wollte. Eigentlich sollten wir damit „behütet“ und nicht gepiesackt werden, leider nahm die Branche das nicht an und verwässerte den damaligen Vorstoß nach und nach wieder. Für meinen Vater und mich, der ich damals gerade das Studium abgeschlossen hatte nur eine Frage welche Flaschen wir in Zukunft verwenden wollten. Es war völlig klar und wurde nie ernsthaft infrage gestellt dass weiter zurück genommen und gespült würde.

 

Nun ging es damals „nur“ um Umweltschutz und Müllvermeidung. Heute haben wir die Vokabel „CO2-Abdruck“ hinzuerfunden, und gebärden uns so, als wäre Klimaschutz neu und eine Herausforderung an uns. Dabei würde gesunder Menschenverstand oftmals genügen, um die globalen Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen.

 

Was war in der Zwischenzeit passiert? Das System des Grünen Punktes war auch zu Töpfers Zeiten aus der Taufe gehoben worden, und besteht heute als „Duales System“ fort. Mit dem Unterschied, dass man ursprünglich Mehrweg und Recycling fördern wollte, um Müll zu vermeiden, heute aber von den Herstellern einfach nur Gebühren für die Verpackungen erhoben werden und man sich damit quasi Absolution mit barem Geld erkaufen kann. Der Verpackungsmüll wird teilweise recycelt, oder verbrannt (CO2?), oder in die dritte Welt exportiert, und er landet letztendlich als schwimmende Plastikinsel im pazifischen Ozean. Müll vermieden wird aber nicht mehr, es ist schon teilweise abstrus wie in Supermärkten angebotene Ware verpackt wird.

 

Jetzt aber zurück zum Wein….gerade als Öko-Winzer wird man oft wegen der Materialien gefragt, die verwendet werden. Natürlich eine Glasflasche, die wiederverwendet werden kann. In meinem Fall bin ich wieder bewußt zu unserer klassischen deutschen Schlegelflasche zurückgekehrt, die mit unseren Reinigungsmaschinen am effektivsten gespült werden kann. Die Flaschenfarbe ist antikgrün, dies erlaubt nämlich bei der Herstellung den Einsatz von Recyclingglas. Und dass wir lieber wieder spülen hängt damit zusammen, dass der weitaus größte CO2-Ausstoß beim sehr energieintensiven Fertigungsprozeß der Glasflasche stattfindet. Weshalb sie also nach einmaligem Gebrauch wieder zerdeppern und neu einschmelzen?

Verschlossen werden unsere Flaschen künftig wieder mit Naturkork! Das ist ein jahrzehntelang bewährter Verschluß aus einem nachwachsenden Rohstoff, bei ihrem Wachstum binden die Korkeichen sogar noch CO2. Und es ist Ausdruck der Solidarität zu den portugiesischen Korkproduzenten, die Landwirte sind, so wie ich einer bin. Natürlich muss beim Kork die Qualität stimmen, das war lange nicht mehr der Fall weshalb die Weinbranche sehr schnell auf industrielle Verschlüsse gewechselt hat. Die allesamt aus Aluminium bestehen, was ebenfalls sehr energieintensiv in seiner Herstellung ist und nur schwer recyclebar. Also hat es auf Weinflaschen nichts zu suchen, solange es bessere Alternativen gibt.

 

Zu guter Letzt die Kapsel. In früheren Zeiten lagerten Weinflaschen oft lange in feuchten Kellern, bevor sie in den Verkauf gelangten. Darum musste der Korken geschützt werden. Darum wurden Kapseln aus Gelatine, oder besser aus Alufolie und bleihaltigem Stanniol verwendet. Als Kind durfte ich bei der Ausstattung mit den Kapseln helfen, später verwendeten wir so wie fast alle PVC-Schrumpfkapseln. Die gibt’s in allen Farben, Längen und man kann sie auch nett bedrucken. Von ihrer ursprünglichen Funktion als Schutz des Korkens haben sie sich aber meilenweit entfernt, sie sind nun zu einem Mützchen geworden, das man der Flasche aufsetzt um sie aufzuhübschen.

Ich möchte keine Kapsel mehr verwenden, da sie letzten Endes nur sinnlosen Müll produziert. Lieber spare ich das Geld für Material, um es in einen hochwertigen Korken zu investieren, was für den Wein zweckmäßiger ist.

Inzwischen hat die Wirklichkeit dieses Stück Vergangenheit wieder eingeholt. Teuere Energie und knappe Rohstoffe lassen die Flaschenpreise dieser Tage explodieren, falls man im Handel überhaupt welche kaufen kann. Natürlich braucht man auch Strom um das Wasser aufzuheizen, und die Spülmaschine anzutreiben. Aber so Gott will kommt dieser bald von unserem Dach, eine Photovoltaikanlage ist geplant.

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Traubenernte 2022 beendet!